(In dieser Fortsetzung begegnet der Erzähler nach fast dreißig Jahren endlich der strengen Klosterschwester seiner Jugend, mit der ihn ein dunkles Geheimnis verbindet. Er hofft darauf, eine reife Herrin anzutreffen, welche seine Fantasien bestätigt, doch was wenn die Wirklichkeit eine ganz andere ist?)
Am Tag X war ich sichtlich unruhig. Eine Familienfeier war für mich unter normalen Umständen ein Ausdruck von tödlicher Langeweile. Doch nicht diesmal. Die Anwesenheit der ehemaligen Schwester Adelheid, die nun wieder ihren eigentlichen Namen Helene trug, versetzte mich in eine große Aufregung.
Schwester Adelheid hatte mich in meiner Internatszeit streng diszipliniert. Vierzehn mal wurde ich insgesamt in ihr Büro gebracht, wo sich eine beachtliche Kollektion an Rohrstöcken befand. Doch die Gründe für meine Aufregung gingen weit über die damaligen Bestrafungen hinaus. Ich hatte noch in meiner Internatszeit begonnen, auf Schwester Adelheid zu masturbieren und viele Jahre später, als bereits erwachsener Mann blieb die Erinnerung an die sadistische Nonne ein Edelstein meiner Kopfkinosammlung.
Teil 1 noch nicht gelesen?
Und dann war da noch unsere kurze erotische Begegnung bei der vierzehnten Bestrafung. Es war ein leidenschaftlicher Ausrutscher, mehr ein Reflex der Lust, der die Klosterschwester (die sich damals erst in ihren Dreißigern befand) überwältigt hatte.
Und nun würde sie mir entgegentreten, eingeladen von meiner Mutter, die natürlich keine Ahnung von der komplexen Vorgeschichte hatte, die Schwester Adelheid und ich hatten.
Als ich bei meinen Eltern eintraf, war das Haus schon ziemlich voll.
“Wie immer bist du der Letzte”, motzte meine Mutter leise in mein Ohr, während mir mein Vater kräftig auf die Schulter klopfte. Mein Blick wanderte da bereits unscheinbar und doch sehr neugierig durch die Reihe der Gäste, die bereit alle um den großen Wohnzimmertisch saßen.
All die Begrüßerei hatte begonnen, die ich an solchen Begegnungen so hasse. Doch dies führte dazu, dass wir uns plötzlich gegenüber standen. Da war sie – unverkennbar. Aus der dreißigjährigen Schwester in Nonnenkleidung wurde eine sechzigjährige Lady mit lockigen Haaren, auffälligen Ohrringen und einer Brille deren Bügel mit einer Perlenkette verbunden waren, die ihr um den Nacken hing. Sie trug einen weißen Rollkragenpullover und eine helle Stoffhose, die recht stark ihre Hüften und Beine betonte. Sie hatte paar Kilo zugenommen. Und obwohl ein Teil von mir erst all die Fältchen in ihrem Gesicht verarbeitet und versuchte sie mit der verblassten Erinnerung meiner Kindheit in Einklang zu bringen, freute sich ein anderer Teil von mir heimlich darüber, dass ich sie doch so ansprechend fand. Doch ältere Frauen waren mir in erotischer Hinsicht nie unzugänglich. Ich mochte darauf im Verlauf meines Lebens nicht viel reagiert haben – doch ich wusste um diese Neigung.
Während Helene und ich uns noch immer die Hand schüttelten und in Begleitung der lauten Stimme meiner Mutter irgendwelche Floskeln tauschten, deren Inhalt ich längst vergessen habe, suchte ich emsig in ihren Augen nach Botschaften und Informationen.
War sie verunsichert, weil sie nicht wusste, wie ich sie nun ansah? Sorgte sie sich, dass die erwachsene Version meiner Selbst sie als eine sadistische Fanatikerin ansah, oder gar als eine Kinderschänderin? Doch wäre sie von beißenden Zweifeln erfüllt, sie hätte kaum die Einladung meiner Mutter angenommen. Was ist, wenn da mehr war? Was ist, wenn auch in ihr mein Name eine Sturmwelle der Erinnerung und Sehnsucht ausgelöst hatte?
Doch ich erlangte keine Gewissheit. Sie lachte mich in unserem kurzen Gespräch an. Die graue Brille hüpfte auf ihrer Nasenspitze, während meine Mutter gleichzeitig Helenes und meine Schulter drückte.
Als mir mein Platz im Speisezimmer zugewiesen wurde, war ich gezwungen an allerlei Tischgesprächen teilzunehmen, was mir zuwider war. Ich wollte eigentlich nur die ganze Zeit die Helene beobachten. Insgeheim hoffte ich, dass sie irgendwann in die Küche ging und ich eine seltene Chance erlangen würde, mit ihr einige Augenblicke allein zu sein. Während der Essenszeit begegneten sich unsere Blicke mehrmals. Sie lächelte mir unverbindlich zu.
Meine Mutter erzählte Helene etwas über ihre unermessliche Urlaubsfotosammlung und schon bald verschwanden sie beide im benachbarten Wohnzimmer. Arme Schwester Adelheid, dachte ich. Die Urlaubsfotos meiner Mutter sind etwas, wogegen es ein UN-Referendum geben sollte. Und doch spürte ich plötzlich meinen Puls beschleunigen, denn ich wusste, dass mein Moment bald kommen sollte. Ich wartete noch einige Minuten. Dann atmete ich kurz durch und stieß mein halbleeres Weinglas um. Es war kein Desaster und erstaunlicherweise gelang es mir, die anderen Tischgäste nicht in meinen neusten Streich einzubeziehen.
Es fühlte sich an, als wären gar keine Jahrzehnte verstrichen. Schon wieder fingierte ich Verfehlungen, um eine Audienz bei Schwester Adelheid zu bekommen.
Mein Vater verdrehte nur grinsend die Augen, während ich einige Servietten auf die Pfütze warf.
“Ich mach das schon”, sagte ich und stand auf.
Ich ging ins Wohnzimmer. Die beiden Frauen saßen dort über einem offenen Fotoalbum. Es war eine heilige Pflicht, Helene aus dieser Lage zu erretten.
“Mama, ich habe etwas Wein verschüttet. Hast du dafür irgendein größeres Tuch?”
Ich wusste natürlich, dass meine Mutter mir nicht einfach einen Mop in die Hand drücken würde. In der Tat stand sie sogleich auf und übernahm bei der Operation Weinflecken die Regie. Seltsam, wie meine Streiche immer aufgehen. Vielleicht hätte ich Trickbetrüger werden sollen.
Und so war ich mit Schwester Adelheid endlich allein. Ich war nervös und fragte mich natürlich, ob sie es auch war. Doch anmerken ließ sie sich auf jeden Fall nichts.
“Meine Mutter ist mit ihren Fotoalben recht gnadenlos”, eröffnete ich und setzte mich neben sie. Ich nahm ihr das riesige Album aus den Händen und legte es weg.
“Es sind recht viele Fotos”, sagte darauf Helene und lächelte.
“Mama hatte immer ein Problem mit der engeren Auswahl. Am Ende kommt alles ins Album und Gnade dem, der sich das alles anschauen muss.”
Sie lachte auf. “Na so schlimm ist es nicht!” Dann wurde sie etwas ernster, fast verträumt. “Wie ist es dir so ergangen im Leben? Ich hatte einiges von Paula gehört, wenn wir gelegentlich telefoniert haben, aber du weißt, wie Mütter sind. Sie erzählen immer nur die allerpositivsten Sachen und übertreiben dann noch ein wenig mehr …”
Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas bedrücktes. Ich begriff plötzlich. Sie machte sich Sorgen, dass sie mein Leben ruiniert hatte. Dass ihr Missbrauch über Jahrzehnte tiefe Narben hinterlassen hatte und zu einer Abwärtsspirale meiner Existenz beitrug. Alkohol, Drogen, Gewaltausbrüche, Scheitern …
“Mir geht es gut”, sagte ich. “Ich denke gerne an damals zurück …”
Sie hob die Augenbrauen.
“Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen”, sprach sie mit leiser, leicht zitternder Stimme.
Ich blickte sie an. “Ich habe es niemals jemandem erzählt. Wie ich es versprochen hatte.”
Eigentlich hatte ich einen Hauch von Erleichterung in ihrer Mimik erwartet. Doch falls sie dies empfand, ließ sie es sich nicht anmerken.
“Es tut mir so Leid”, flüsterte sie. “Ich habe es mir bis heute nicht verziehen …”
“Verziehen …?”, brach aus mir heraus. “Das sind die besten Erinnerungen meiner gesamten Kindheit. Wollen Sie mir das wegnehmen?”
Sie starrte mich betreten an und schwieg.
“Die meiste Zeit habe ich meine Verfehlungen nur fingiert, nur um erwischt zu werden”, erklärte ich ihr. Ihre Augenbrauen wölbten sich erneut bis hoch zu ihrer Stirn.
“So wie der Wein jetzt…”, verriet ich mich.
Sie legte sanft die Hand auf mein Knie. Ganz beiläufig. Es war dennoch der schönste Augenblick dieses Abends.
“Möchtest du darüber sprechen?”
Ich nickte hastig. “Aber hier wird das kaum möglich sein”, fügte ich an.
“Rotwein und Salz, die perfekte Lösung”, rief meine Mutter von der Tür. “Schön, dass du dich um unseren Ehrengast gekümmert hast. Es gibt doch noch einige Manieren bei dir.”
Ich machte meiner Mutter wieder Platz und begab mich zurück in den Speisesaal. Ich blickte nochmal zurück zur Schwester Adelheid. Unsere Blicke trafen sich kurz. Sie schlug ihre Augen nieder.
Der Rest des Abends war erfüllt mit Floskeln und langweiligen Anekdoten von unzähligen Arbeitsplätzen. Helene war eine der ersten, die sich zu verabschieden begonnen haben. Ich ging mit meinen Eltern mit zur Tür, um ihr Auf Wiedersehen zu sagen. Ich reichte ihr die Hand, doch sie drückte mich dezent an sich und deutete zwei Abschiedsküsschen an.
“Das hättest du als Junge nicht gedacht, dass dich mal Schwester Adelheid knuddeln wird”, witzelte meine Mutter, inzwischen leicht angetrunken.
Wenn ich dir nur erzählen würde, dass mir Schwester Adelheid mal einen runtergeholt hatte, dachte ich nur und lachte freundlich zurück.
“Er ist ein prächtiger junger Mann geworden”, sagte sie zu meiner Mutter.
“Na so jung auch nicht mehr”, witzelte ich. Ich war in meinen Vierzigern.
“Ich möchte dir etwas schenken”, sagte plötzlich Helene und kramte in ihrer Handtasche. Sie zog einen hölzernen Rosenkranz heraus. Das Kreuz war fast so groß wie ein Zeigefinger und besaß eine Umrandung aus Blech.
Es war eine ungewöhnliche Geste, wie ich empfand. Doch ich nahm ihn lächelnd entgegen und verneigte mich leicht.
“Musst du gut aufheben”, plapperte meine Mutter, als wäre ich erst sechzehn.
Der Rest des Abends war untragbar und ich stierte unentwegt nach einer strategisch wirksamen Chance, um mich zu verabschieden. Als ich endlich wieder in der U-Bahn saß und durch die Nacht nach Hause raste, jagten sich in meinem Kopf die Gedanken an diese ungewöhnliche Auseinandersetzung. Ich war leicht verärgert darüber, dass es mir nicht gelungen war, das Gespräch mit Helene alias Schwester Adelheid fortzusetzen. Die Gelegenheit ergab sich dazu nicht mehr und das war schade, denn ich hatte bei unserer Unterhaltung ein hoffnungsvolles Gefühl. Als schwebte da etwas in der Luft, das auch die verrückteste Idee in die Nähe des Machbaren rückte.
Zuhause ließ ich mich auf das Sofa fallen, machte mir ein Bier auf und blickte gelangweilt in den Fernseher. Den Rosenkranz behielt ich dabei in den Händen und spielte mit ihm abwesend rum.
Dann hielt ich plötzlich inne. Es war wirklich ein seltsames Geschenk! Warum … Warum würde sie mir einen Rosenkranz schenken. Sie schien so sehr darüber besorgt zu sein, dass mich die kirchliche Behandlung komplett verkorkst hatte – wie befremdlich erschien dabei ihr abschließendes Geschenk.
Es war eine Intuition, die mich erfasste. Ich begann genauer das Kreuz zu untersuchen. Es dauerte nicht lange und erkannte, dass die Hinterseite sich herausschieben ließ. Ich erblickte auf ein zusammengerolltes Stück Papier.
Mit zitternden Händen rollte ich es aus.
Wenn du sprechen willst, ruf mich an.
– Helene
PS: Es würde mich SEHR freuen.
Auf der Rückseite stand eine Telefonnummer. Sie musste den Zettel auf dem WC beschrieben haben. Wow. Ich sprang beinahe auf. Aufgeregt ging ich im Zimmer auf und ab. Nein, ich konnte sie nicht sofort anrufen.
Sogar als ich ins Bett ging, war ich voller Unruhe und wälzte mich hin und her. Am nächsten Tag seilte ich mich in der Arbeit für eine Weile ab und ging in den Park. Dort zog ich mein Handy heraus und rief an. Wir verabredeten uns für den Abend. Helene lud mich in ihre Wohnung ein. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen.
Mochte ich am Vorabend an der Tür zum Haus meiner Eltern unruhig gewesen sein, an der Tür zur Schwester Adelheids Wohnung war ich schlichtweg aufgeregt. Nur nicht so viel stottern und stammeln, nahm ich mir in Gedanken vor.
Helene empfing mich herzlich und mit einer alltäglichen Natürlichkeit, die ich bei Schwester Adelheid nicht verspürt hatte. Diese war stets nur zugeknöpft und lächelte ohnehin nie.
So fand ich mich auf ihrem Wohnzimmersofa, in einer durchaus schmucken Wohnung mit eingerahmten Plakaten. Neugierig sah ich mich neugierig um und wunderte mich ein wenig darüber, dass nichts an den Wänden, oder in den Regalen ihre Vergangenheit als Nonne reflektierte. Ich hatte wenigstens hier und da ein Kruzifix über der Tür erwartet.
“Anfangs dachte ich, dass Sie mir den Rosenkranz tatsächlich zum Beten gaben”, sagte ich. “Wollen Sie ihn zurückhaben?”
Ich zog ihn aus meiner Hemdtasche heraus.
Sie lachte auf. “Ich denke, ich bin über die Jahre eher eine Agnostikerin geworden”, sagte sie. “Das hatte viel mit dir zu tun, aber auch mit anderen Erfahrungen und Erlebnissen. Eines Tages werde ich dir da vielleicht mehr erzählen, aber nicht jetzt.”
Sie brachte eine Weinflasche und einen Korkenzieher, die sie mir beide feierlich überreichte. Während ich die Flasche öffnete, kehrte sie mit zwei Gläsern zurück.
Wir tranken beide recht tiefe Schlucke, vermutlich weil wir uns in dieser Situation nach einem Schwips sehnten, um unserer beiderlei Scheue zu überwinden.
“Wenn du mir etwas sagen willst, kannst du es geradeaus tun. Du musst nicht das Weinglas umkippen”, meinte Helene.
“Das war etwas seltsam”, erwiderte ich verlegen, um ein Schmunzeln bemüht.
“Und du hast wirklich alle deine Besuche im Büro mitgezählt?”, wunderte sich Helene. Sie zog das Bein etwas an und stemmte die nackte Ferse gegen den Rand der Couch. Ich bemerkte ihre lackierten Zehennägel. Da war wirklich keine Spur mehr von Schwester Adelheid in ihr. Sie war einfach eine sexy GILF mit einer Brille, die an einer Perlenkette hing.
Doch ich spürte, wie ich Schwester Adelheid brauchte. Ich brauchte sie dringend.
“Vierzehn Besuche. Insgesamt 185 Schläge”, erzählte ich. “Ich war immer etwas betrübt, dass ich es nicht auf 200 geschafft hatte.”
Sie lachte auf und musterte mich ungläubig an.
“Du bist wirklich erstaunlich! Ich hatte mir dich anders vorgestellt.”
“Abgestürzt, traumatisiert, neurotisch?”
“Ich gebe es zu, etwas in der Art. Ich hatte mir so oft Vorwürfe gemacht.”
“War es Ihnen denn unangenehm, die Strafen auszuteilen?”
Sie schwieg eine Weile und nippte an ihrem Glas.
“Weißt du, es war mir unangenehm, weil ich mir wünschte, das geregelte Leben einer Klosterschwester zu führen und für den da oben da zu sein. Es ärgerte mich ein wenig, dass Individuen wie du mich immer auf den Boden der Tatsachen zerrten und mich dazu zwangen, diese Seite von mir zu zeigen. Doch diese Haltung war nicht sehr ehrlich. Es war genauer gesagt eine Heuchelei. Denn da war schon immer etwas in mir drin, das auch Lust verspürte, wenn ich einen Hintern züchtigte. Somit …” Sie hielt kurz inne und überlegte ihre Worte. “… Es war mir unangenehm, es an euch zu praktizieren. Aber nicht die Sache an sich …”
Ich lauschte ihr fasziniert. Jemand anderer hätte ihr vermutlich Vorwürfe gemacht, oder ihr gedroht sie anzuzeigen. Doch ich empfand es ganz anders. Wir schienen doch zwei seltsame Leute zu sein, die sich bereits vor dreißig Jahren gefunden haben. Nur war damals das Schicksal gegen uns.
“Ich weiß, das ist jetzt eine persönliche Frage”, fuhr ich fort. “Doch haben Sie es nach ihrer Zeit im Kloster ausgelebt?”
Sie schüttelte den Kopf.
“Ich … Ich war zu uneins mit mir selbst”, erklärte sie. “Und ich machte mir wegen meiner Zeit als Ordensschwester Vorwürfe.”
“Vielleicht wäre es an der Zeit, es zu korrigieren und mit der Sache ins Reine zu kommen.”
“Ich verstehe nicht. Was meinst du denn?”
Verschmitzt lächelte ich sie an. Der Wein hatte mir sehr geholfen, meine Zungen zu lösen, ohne umständlich herumzudrucksen.
“Ich würde gerne noch in diesem Leben die 200 erreichen, Schwester Adelheid.”
Sie starrte mich eine Weile an, ihr Lächeln war etwas erstarrt. Fast dachte ich für einen Moment, dass ich den Bogen überspannt hatte und dass nun alles kollabieren würde.
Doch ich hatte mich geirrt.
“Puh …”, sagte sie zuerst nur und lehnte sich mit ihrem Weinglas zurück. “Ich hatte mich in all den Jahren immer wieder nach einer solchen Tätigkeit gesehnt. Doch das machte die Scham nur größer.”
“Ich verstehe, dass es belastend sein kann, durchs Leben zu gehen mit den Gewissensbissen darüber, dass man etwas getan hat, was man lieber nicht getan hätte. Doch es ist vielleicht viel schlimmer, durchs Leben zu gehen, voller Bedauern darüber, dass man etwas versäumte, wonach einem die Sehnsucht stand.”
Helene lachte wieder auf. “Du bist ein unglaublicher Wortverdreher!”, rief sie aus. “Vor dir muss man sich in Acht nehmen.”
Sie stellte das Glas ab.
“Das ist dir sehr wichtig, ja?”
Ich nickte in voller Zustimmung.
“Es verfolgt mich seit damals. Ich verzehre mich danach …”
Helene blickte auf ihre Hände und sah dann zu mir hoch.
“Wenn das so ist, könnte ich dir zuerst zwei Sachen zeigen, von denen du vermutlich weiche Knie bekommen wirst”, sprach sie.
Ich starrte sie ahnungslos an. “Ich muss zugeben, ich verstehe nur Bahnhof …”
“Warte, ich bin gleich wieder da”, erklärte sie und stand auf.
Fasziniert blickte ich ihr hinterher. Nun war ich allein und staunte ein wenig über meine eigenen Instinkte. Sie war so sehr, wie ich es gehofft hatte. Es war schwer, mein Glück zu fassen.
Helene ließ auf sich warten. Doch das störte mich nicht. Ich war entspannt und aufgeregt zugleich, doch auch außerordentlich glücklich. In der Ferne hörte ich die Geräusche von Kartons und das Knistern von Plastikfolien.
Und dann war sie wieder da. Sie betrat das Wohnzimmer ohne Vorwarnung und für einen Augenblick fühlte ich mein Herz in Hals pochen. Denn nicht Helene sondern Schwester Adelheid betrat das Zimmer. Sie trug ihren Ordenshabit mit der typischen Kopfbedeckung.
“Die zweite Sache, die ich dir zeigen wollte ist hier”, sagte sie.
Eine ihrer Hände hatte sie hinter dem Rücken versteckt. Nun zog sie den Arm hervor. Sie hielt einen Rohrstock darin.
“Ich wollte sie alle wegwerfen, aber einen hatte ich behalten”, erklärte sie. “Es ist der letzte.”
“Von damals …?”, hauchte ich aus.
“Von damals.”
Ich war sprachlos.
“Äugle hier nicht herum”, sprach sie nun mit einer deutlich ernsteren Stimme. “Du kennst dich schon aus. Mach dich also bereit, damit wir es hinter uns bringen können. Ich zweifle allerdings, ob es jemals gelingen wird, dir die Flausen auszutreiben.”
Ihre Aufforderung ertappte mich in meiner Sprachlosigkeit. Ich starrte sie nur an, mit einem recht debilen Lächeln auf den Lippen.
“Lass dich nicht zweimal auffordern”, herrschte sie mich streng an.
Nun kam endlich Leben in mich. Ich begab mich zu dem großen Esstisch in der Mitte des Raums. Dort blieb ich stehen. Ich begann meine Hose zu öffnen, ihren Blick in meinem Rücken spürend. Ich zog die Jeans herunter. Sie rutschte zwischen meine Fußknöchel. Etwas schüchtern griff ich nach der Unterhose und zog sie hinterher. Ich beugte mich vor und präsentierte ihr meinen nackten Hintern. Ich spürte die kalte Tischplatte unter meiner Wange. Es fühlte sich wie ein Traum an. Ein Traum, in dem Schwester Adelheid zurückgekehrt war.
“Es werden fünfzehn Schläge sein”, kündigte sie an und trat an meine linke Seite. “Ich wünsche, dass du mitzählst, angefangen mit 186.”
Sie verstand einfach, wie ich tickte. Es war unglaublich.
Ihre Streiche waren hart und sie nahm sich keineswegs zurück. Das Mitzählen machte deutlich, wie ich unter jedem Schlag immer verzweifelter und mürber wurde. Meine Stimme begann zu bröckeln und weinerlich zu klingen. Schwester Adelheid ließ sich Zeit. Zwischen einzelnen Schlägen entstanden gelassene Pausen.
Für mich war sie die perfekte reife Herrin. Ich konnte kaum mein Glück fassen. Einmal hielt sie sogar inne und ich spürte ihre Fingerspitzen über die frischen Wulste streichen, die da auf meinem viel zu blassen Hintern entstanden waren. Es bestand kein Zweifel für mich, dass sie es genoss. Dies war etwas, das sie sich zu lange entsagt hatte.
Als der Rohrstock zum letzten Mal auf meinem Gesäß landete und ich die “200” fast heraus schrie, wischte sie mir mit dem Daumen die Träne unter dem Auge weg und sprach: “Und jetzt sage: danke für die verdiente Strafe, Schwester Adelheid.”
“Danke für die verdiente Strafe, Schwester Adelheid”, wiederholte ich in tiefster Verzückung.
Sie packte mich am Ellbogen und zwang mich wieder in die vorgebeugte Position, diesmal über die Lehne des Sofas. Ihr hörte hinter mir das Rascheln ihrer Ordenskleidung. Dann fühlte ich ihren Schoss sich gegen meine Pobacke pressen. Sie tat es genauso, wie damals vor fast 30 Jahren. Ihre rechte Hand rutschte unter meinen Bauch und begann meinen Schwanz zu masturbieren. Ich konnte es nicht fassen …
Der Vorgang dauerte deutlich länger als damals – doch er dauerte nicht allzu lange.
“Es tut mir leid”, flüsterte ich schwer atmend. “Es ist alles auf deine Couch gegangen.”
In der Tat war meine gesamte Ejakulation auf der Rückenlehne des Sofas gelandet.
Schwester Adelheid sah mich streng an.
“Du kriegst einen Eimer und einen Schwamm und machst es natürlich weg”, entschied sie. “Und anschließend erhältst du zehn Schläge extra, weil sich so etwas nicht gehört.”
“Jawohl, Schwester Adelheid”, sagte ich kleinlaut.
Als ich an diesem Abend mit stark brennenden Hintern in mein Auto stieg, war ich vermutlich der glücklichste Mann der Welt. Sie winkte mir noch durch das Fenster zu. Ihre kirchliche Kopfbedeckung hatte sie da nicht mehr.
Ihre Worte hallten noch immer in meinem Kopf: “Ich hätte nicht geglaubt, dass ich den Mut finden würde, diese Lust noch einmal zu erleben. Danke, dass du dich dafür bereitgestellt hast.”
Nun, für mich war das kein Opfer. Ich folgte nur stur meinen eigenen Sehnsüchten.
Ich war nicht ohne ein kleines Andenken gegangen. In Helenes Wohnzimmer hatte sich eine kleine Statue befunden. Die Replik einer alt-ägyptischen Göttin. Ich hatte den Rosenkranz dran gehängt.
Vielleicht würde sie wie ich den richtigen Einfall haben und das kleine Versteck im Kreuz öffnen. Denn auch ich hatte einen kleinen, gefalteten Zettel hereingelegt. Darauf stand:
Ich werde für Sie immer da sein,
wenn Sie meine strenge Herrin bleiben.
Juhuu. 🙂
Endlich! 😉
🙂
Schönes Ende. Ob Helene von jetzt an für den Erzähler immer Schwester Adelheid werden würde, oder tat sie es nur das eine Mal?
Also ich interpretier das so, dass sie von jetzt an immer so weitermachen. Zumindest weigere ich mich, eine andere Deutung zu glauben. 🙂
Vielleicht ist es ein Teil des Reizes, dass ich es nicht verrate. 😉
Ich will auch eine solche Nonne kennenlernen. 🙂
Toll und einfühlsam beschrieben. Mega schön!
Vielen herzlichen Dank. Immer toll festzustellen, dass es da draußen Gleichgesinnte gibt.